Kluge Entscheidung: Alternativer Nobelpreis greift in Syrienkonflikt ein

Der diesjährige Alternative Nobelpreis würdigt den Mut im Kampf für Meinungsfreiheit und gegen Unterdrückung in Staaten der unmittelbaren EU-Nachbarschaft, namentlich der Cumhuriyet-Redaktion, stellvertretend für die in der Türkei verfolgten Journalisten und Journalistinnen; die Freiwilligen der syrischen Hilfsorganisation „Weißhelme“ („Syria Civil Defence“), die ägyptische Menschenrechtlerin und Feministin Mozn Hassan und ihre Organisation „Nazra“, sowie die russische Menschenrechtsaktivistin Swetlana Gannuschkina.

Dazu Martina Michels (DIE LINKE.), stellvertretendes Mitglied im EP-Kulturausschuss (CULT) und der Delegation für die EU-Türkei-Beziehungen:

„Mein aufrichtiger Glückwunsch an die Preisträger und Preisträgerinnen des diesjährigen Alternativen Nobelpreises und an die, die diese Auswahl verantworten. Mit der Auszeichnung der Cumhuriyet und indirekt auch ihres ehemaligen Chefredakteurs Can Dündar, der Weißhelme in Syrien, von Nazra aus Ägypten und Swetlana Gannuschkina aus Russland, hat das Komitee symbolisch die Aufmerksamkeit auf den ungelösten Syrienkonflikt gelenkt und zugleich Partei ergriffen. Partei für kritische JournalistInnen und MenschenechtlerInnen, die an vielen Orten der Welt noch immer einen hohen Preis für ihren Einsatz zahlen.“

Alle Ausgezeichneten befinden sich in Staaten in direkter EU-Nachbarschaft. Sie leisten Widerstand in totalitären Regimen und unmittelbare Hilfe in Konflikten, in denen die internationale Politik und Diplomatie seit Jahren allenfalls Stillstand verzeichnen kann.

„Die ausgezeichneten Organisationen und Menschen riskieren tagtäglich ihr Leben im Einsatz für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung. Alle kommen aus Ländern, die die EU entweder als vermeintlich sichere Herkunftsstaaten einstuft oder mit denen die EU-Mitgliedstaaten am liebsten ähnlich schmutzige Deals wie jenen mit der Türkei abschließen würden.
Die Preisträger und Preisträgerinnen beweisen hingegen jeden Tag, dass mit den Regierungen der Türkei und Ägypten keine Kooperation auf Grundlage der Menschenrechte möglich ist. Gannuschkina wurde für ihre Verdienste in der Versorgung und dem Schutz von vermeintlich illegalen MigrantInnen in Russland gewürdigt und die syrischen Weißhelme, die die Hoffnung auf eine Befriedung noch nicht aufgegeben haben, für ihre nach wie vor geleistete unmittelbare Unterstützung in Syrien. In einem Umfeld totaler Unmenschlichkeit und diplomatischen Geplänkels versuchen sie Tag für Tag Menschen aus den zerbombten Gebieten zu retten. Ihre Aufopferungen sollten der EU-Politik Vorbild und nicht nur Feigenblatt sein!“