Zivilisationsbrüche im Kleinen: Frankfurter Buchmesse

Anlässlich der Gewaltausbrüche auf der Frankfurter Buchmesse rund um Buchvorstellungen der Neurechten, erklärt Martina Michels, kulturpolitische Sprecherin der Delegation DIE LINKE. im Europaparlament:

„Es macht wütend und eigentlich hat die Kolumnistin Margarete Stokowski alles gesagt: Der Umgang mit den Gewaltausbrüchen rund um Buchvorstellungen bei Verlagen der Neuen Rechten ist kaum besser, als die Gewaltausbrüche selbst.“

Martina Michels erläutert: „Die Pressemitteilung der Frankfurter Buchmesse und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist, kurz gesagt, grenzwertig und zeigt weder Sensibilität noch Lösungsgespür für den Umstand auf, dass man Feinden der Meinungsfreiheit deutlicher und konsequenter die Stirn bieten muss, statt sie nett unterm Schirm der Meinungsfreiheit gewähren zu lassen – und dies nicht erst in diesem Jahr. Man kann sich klar positionieren, wer auf einer Buchmesse nichts zu suchen hat, denn es gilt noch immer: Faschismus ist keine Meinung und dazu gehören auch dessen geistige Angebote.“

„Auseinandersetzung mit diesem menschenverachtenden Gedankengut muss andererseits stattfinden. Die Frage bleibt, wo und wie das geschieht und die haben wir alle mit zu beantworten. Herunterspielen mit sanftem Anklang des Totalitarismus, der links- und rechtsaußen ins eins setzt, ist jedenfalls keine Strategie, sondern eine Ohnmachtserklärung“, resümiert Martina Michels. „Alle demokratischen Kräfte der Politik, der Medien, Literaturfachleute und der Buchmarkt sollten hier umgehend handeln, sonst drohen sie zur hilflosen Spielfigur der Provokations- und Aufmerksamkeitsstrategien der Neuen Rechten zu werden.“

„Mit diesen Provokationen geht völlig unter, wie Eribon begründete, warum er Macron auf der Buchmesse nicht zujubeln wollte, obwohl dies die tatsächlich diskussionswürdigen Beiträge sind, die sich mit einer bedrohten Zukunft Europas auseinandersetzen und in den Fokus der Messe gehören, auf dem die interessante Literatur Frankreichs in diesem Jahr im Mittelpunkt steht.“