Verhandlungen aussetzen

Martina Michels auf einer Pressekonferenz mit kurdischen Journalist*innen | Foto: Karim Khattab

Parlament stimmt kritischen Türkeibericht ab – Verhandlungen aussetzen – Dialog für Garantie von Menschenrechten fortsetzen

Pressemitteilung und Videokommentar von Martina Michels

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Heute wurde der Türkeibericht des Europaparlaments, verantwortet von der sozialdemokratischen Berichterstatterin Kati Piri im Parlament abgéstimmt. Martina Michels, stellvertretendes Mitglied im gemischten parlamentarischen Ausschuss EU- Türkei spricht zu den aktuellen Entscheidungen und den verblieben Möglichkeiten, den Dialog mit der Opposition aufrechtzuerhalten.

„Gestern trafen sich die Europaparlamentarier*innen des gemischten parlamentarischen Ausschusses und wurden vom Botschafter der Türkei bei der EU für den Berichtsentwurf gerügt. Er würde das Leben in der Türkei falsch darstellen und unnötig Kritik üben. Das sehe ich genau umgekehrt. Der Bericht ist klar in der Kritik der Unterdrückung der politischen Opposition, erwähnt unter anderem die inhaftierten Co-Vorsitzenden der HDP namentlich, beklagt eine fehlende unabhängige Justiz und stellt einen unerträglichen Zustand bei der Beschneidung von Medienfreiheit fest und unterstreicht die nicht hinnehmbare Verfolgung von Journalist*innen.“

„Umfassend geht der Bericht auf die Lage der kurdischen Bevölkerung ein und auf die ungelöste Zypernfrage. Auch wenn der Türkei große Anstrengungen bei der Beherbergung von Flüchtlingen attestiert werden, wird dies nicht zum Freibrief umgedeutet, sich einem Menschenrechtsdialog nicht mehr stellen zu müssen.“

Martina Michels kommentiert Abstriche, die weiterer Diskussion bedürfen: „Beim Flüchtlingsdeal des Rates vom März 2016 bleibt der Bericht blass, bei der Visaliberalisierung und der Erneuerung der Zollunion werden Wege aufgezeigt, in die die kommenden Debatten gehen müssen.“

„Ich habe trotz Abstrichen dem Bericht zugestimmt, weil er nicht die Tür zuschlägt, die wir alle für den Dialog mit der Hälfte der Bevölkerung, die nicht für die präsidiale Verfassung gestimmt hat, offen halten müssen. Wir müssen weiter Öffentlichkeit herstellen, sowohl für den derzeitigen Protestmarsch von Istanbul nach Ankara als auch für die anhaltende Welle der Verhaftungen von Politikerinnen, Journalistinnen und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft.“