„Nachkriegseuropa verstehen – Europa heute gestalten”

Am 8. Mai, dem 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, hatte die Delegation DIE LINKE im Europäischen Parlament zu einer Veranstaltung ins Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz eingeladen.

Nach der Begrüßung durch unseren Berliner Landesvorsitzenden Klaus Lederer und einer musikalischen Einstimmung von Andrej Hermlin und seine Musiker kamen Gabi Zimmer und Martina Michels mit Beate Klarsfeld und Manolis Glezos auf die Bühne. Beate Klarsfeld berichtete, wie sie 1968 den damaligen Bundeskanzler und Alt-Nazi Kiesinger geohrfeigt hatte und dass sie dazu auch heute noch steht.

Manolis Glezos spricht über sein Leben, über die Lage in Griechenland und die Politik von Syriza, die Möglichkeiten, gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern und die ausgebliebenen Reparationszahlungen Deutschlands an Griechenland.

Wie schon zwei Tage zuvor auf einer Pressekonferenz, auf der gemeinsam mit Martina Michels und Klaus Lederer vor griechischen und deutschen Journalisten sprach und auf ihre Fragen antwortete betont er – diesmal nur deutlicher – die Machtfrage. Er verwieis auf die Möglichkeit und die Notwendigkeit, die gegenwärtige Situation zu nutzen: „Es geht doch und die Macht, um die Produktionsmittel.“ Und: „Wir müssen eine Revolution bei uns selbst und in unseren Parteien machen. Hört ihr denn nicht dieses Klopfen an der Tür?“ 

Ausführlich schildert er, wie er sich immer wieder für die ausgebliebenen Reparationszahlungen Deutschlands an Griechenland eingesetzt hat und ist froh zu hören, dass sich in diese Debatte auch sachliche Stimmen aus Wissenschaft und Politik innerhalb der Bundesrepublik mischen. Dabei geht es nicht darum, dass diese Verbindlichkeiten offene Rechnungen sind und auch nicht von deutscher Seite in den aktuellen Auseinandersetzungen um die unbewältigte Eurokrise instrumentalisiert werden sollten. 

Und schließlich bleibt niemand im Saal unberührt, wenn Manolis vom Sinn seines Kampfes und seines Lebens spricht und dabei von seinem Bruder: „Nachts spricht oft mein Bruder zu mir, der im Alter von 19 Jahren exekutiert wurde. Er sagt dann zu mir, ‚Manolis, gib mit etwas von den Jahren zurück, die ich nicht hatte‘.“ 

Berührend war aber auch für Manolis Glezos wie für die, die ihn begleiten durften, die Ehrung der gefallenen sowjetischen Soldaten am Ehrenmal im Treptower Park. Und beim Empfang in der russischen Botschaft spricht er nicht nur mit dem Botschafter sondern sucht immer wieder nach Kriegsveteranen. Er spricht voller Hochachtung mit den Gleichaltrigen in ihrer russischen Sprache, die er so mühsam im griechischen Gefängnis gelernt hat.