4 Fragen zu Abtreibung

Sehr geehrte Frau Michels,

wir möchten Sie in Ihrer Eigenschaft als Berliner Europaabgeordnete befragen, wie Sie sich in der Abstimmung vom 10. März über die Liberalisierung der Abtreibung verhalten haben und bitten um eine schnelle Antwort.

Die Fragen:

  1. Haben Sie für den Antrag des belgischen Abgeordneten Tarantella gestimmt?
  2. Wenn ja, sind Sie der Meinung, dass Abtreibung ein „Menschenrecht“ ist?
  3. Wenn ja, warum?
  4. Wenn ja, wie verträgt sich Ihrer Meinung nach das Menschenrecht auf Abtreibung mit dem Lebensrecht des ungeborenen Kindes?

Mit freundlichem Gruß,

Ihr

Gunnar Schupelius

Kolumnist

Bild Berlin

Chefredaktion B.Z.
Axel-Springer-Straße 65
10969 Berlin

25. März 2015 17:16

Sehr geehrter Herr Schupelius,

Keine Frau macht sich eine Entscheidung für eine Abtreibung leicht.

Die individuelle Entscheidungsebene von Frauen im Falle einer ungewollten Schwangerschaft wird eher komplizierter , wenn Frauen in solchen Konfliktlagen „moralisch“ verurteilt oder gar kriminalisiert werden.

Das kommt in ihren Fragen gar nicht vor. Frauen brauchen in solch einer Lebenslage keine Bevormundung von zumeist männlichen Lebensschützern, sondern frei wählbare Beratungsangebote.

Sie wiegen schon in der Fragestellung Frauenrechte, die sie nicht einmal erwähnen, gegen Föten auf. Warum?

Damit bedienen Sie nicht mehr und nicht weniger als ein klassisches Instrument einer frauenfeindlichen Bevölkerungspolitik, die Menschen zum Objekt von staatlicher oder kirchlicher Willkür machen will. Mit welchem Recht?

Sie achten schon allein mit ihren Fragen keinerlei persönlichen Situation von Frauen, interessieren sich weder für die je individuelle Konfliktlage, noch die reproduktiven Rechte von Frauen generell.

Abgesehen davon ist ihre konkrete journalistische Recherche, mit der Sie statt objektiv zu berichten, ihre vorsintflutliche Meinung schon in der Fragestellung wiedergeben, ziemlich unterirdisch.

Denn der engagierte Belgische Abgeordnete, nachdem der Bericht benannt wurde, heißt Marc Tarabella. Und es steht auch wesentlich mehr in diesem umfangreichen Bericht, als die Positionen zu den sexuellen und reproduktiven Rechten von Frauen. Es wäre sinnvoll auch darüber zu berichten, als diesen alten Kaffee aufzuwärmen.

Ich habe diesem Bericht zugestimmt. 

Mit freundlichen Grüßen

Martina Michels

26. März 2015 15:04 Sehr geehrte Frau Michels, vielen Dank für Ihre Mail. Bitte entschuldigen Sie den Schreibfehler, der durch unser Rechtschreibsystem verursacht wurde. Es machte aus „Tarabella“ eigenmächtig „Tarantella“.

Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie meine Fragen nicht beantwortet, sondern interpretiert haben. Darum hatte ich allerdings nicht gebeten.

Mit freundlichem Gruß,

Ihr

Gunnar Schupelius

26. März 2015

Sehr geehrter Herr Schupelius,

es ist bedauerlich, dass Sie meine Antworten so auslegen. Ich habe sehr wohl geantwortet, möglicherweise nicht in Ihrem Sinne. Noch einmal: JA, ich habe dem Tarabella-Bericht gern zugestimmt. Die Begründung dafür findet sich in meinen Antworten!
Ich werde übrigens unseren Schriftwechsael auf meiner Homepage veröffentlichen.
Gruß
M.Michels, MdEP

30. März 2015